Gründung

Am 2. Juli 1897 wurde der Musikverein Seftigen gegründet. Weil damals in Seftigen und Umgebung keine Arbeitsmöglichkeit für die Gründer bestand, welche alle im Baufach tätig waren, logierten sie von Montag bis Samstag am Muristalden in Bern, wo sie auch arbeiteten.
Der erste Vorstand des Musikvereins Seftigen (später wurde der Musikverein umgetauft in Musikgesellschaft) setzte sich wie folgt zusammen:

Präsident: Messerli Fritz
Vizepräsident: Boss Johann
Sekretär: Messerli Karl
Kassier: Boss Alfred
Beisitzer: Liebi Alfred

Es wurde beschlossen, jeden Freitag Übung beim "Simmen-Jakob", Wirt im Stalden in Bern abzuhalten.

Der Direktor Aegerter aus Bern erhielt ein Honorar aus den Mitgliederbeiträgen, welcher monatlich 20 Rappen betrug. Bereits am 27. August musste der Direktor seinem Amt fernbleiben, da sich eine finanzielle Notlage abzeichnete. Als Sofortmassnahme wurde von jedem neuen Mitglied ein Eintrittsgeld von Fr. 2.- verlangt. Schon am 15. Okt. 1897 konnten 12 neue Instrumente in Auftrag gegeben werden, für die Boss Alfred den nötigen Vorschuss leistete.

Im Laufe der Zeit schuf sich die Musikgesellschaft neue Geldquellen. Sie tritt als Tanzmusik auf und setzte den Monatsbeitrag auf 40 Rappen. Das Austrittsgeld wurde auf Fr. 20.- festgelegt und wer einer Probe unentschuldigt fernblieg, musste eine Geldstrafe bezahlen. Gegen Gebüsste, die ihre Schulden nicht bezahlten, ging der Verein rechtlich vor. Wer durch den Musikverein ausgebildet wurde, hatte eine Hornmiete zu bezahlen.

Am 12. Juni 1898 unternahm der Verein seinen ersten Ausflug. Auf Schusters Rappen führte die Reise nach Blumenstein. Das übrige Sommerprogramm sah regelmässige Musikproben vor, sowie einige Marschmusikübungen, welche an Sonntagen über Noflen - Kirchdorf - Uttigen - Seftigen (12 Kilometer) oder Noflen - Kirchdorf - Thurnen - Seftigen führten.

Um die Finanzierung der neu angeschafften Instrumente zu gewährleisten, wurde eine Tombola ins Leben gerufen. Weiter spielte die Tanzkapelle unter der Leitung von Liebi Alfred zum Tanz auf. Für den Posten des Direktors des Vereins wurden Verhandlungen mit Herr Demenga in Bern aufgenommen.

Am 7. Oktober wurde der Verein angefragt, ob er an einem Fest in Schwarzenburg mitwirken würde. Der Musikverein willigte ein und verlangte dafür 40.- Franken. Zur Organisation dieser Reise wurde folgendes protokolliert: "Es soll der Müller auf der Pfandersmatt angefragt werden, für ein Fuhrwerk für die Gesellschaft auf Schwarzenburg zu führen. Für ihn anzufragen wurde Messerli Ernst bestimmt. Für den Wagen zu bekränzen wurden Dähler Christian und Röthlisberger Robert bestimmt. Liebi Albert wurde ausgeschossen nachzusehen, ob der Wagen in Richtigkeit sei. Dem Müller seien 15 Franken zu geben für uns auf Schwarzenburg zu führen".

Chronik


1905:

Zum ersten Mal wurde in Seftigen ein Neujahrskonzert abgehalten.

1906:

Die erste Uniform wurde beschafft. Sie bestand aus einem blauen Militärkittel mit roter Schnur, Tschakko mit weissem Strauss und grauer Hose.

In den Jahren bis und mit dem ersten Weltkrieg mussten oftmals Vereinsversmmlungen einberufen werden, um das Vereinsschiffli immer wieder unter Segel zu setzen. Grund waren Arbeitslosigkeit und politische Spannungen. Während dieser Jahre konnten oft keine Proben abgehalten werden. Auch der Direktionsposten wurde öfters gewechselt.

1925:

Eine braune Uniform löste die blauen Militärkittel ab.

1926 - 1938:

Durch die Jahre der Wirschaftskrise war ein normaler Übungsbetrieb zeitweise fast unmöglich. Allmählich gewann die Musikgesellschaft aber immer mehr Aktive und nahm regelmässig an regionalen und kantonalen Musikfesten Teil. (St. Immer, Bern, Burgdorf und Interlaken).

1937:

Erhielt die Gesellschaft in Interlaken den Goldloorbeer (1. Rang/ 3. Kategorie).

1947:

Neuuniformierung nach dem zweiten Weltkrieg (Kittel und Hose Dunkelblau, Hose mit Rotem Streifen).

1948 - 1972:

Die Musikgesellschaft stand in dieser Zeit dem Fortschritt nicht nach. Erfreulich viele junge Gesichter garantierten einen langen Fortbestand der Musikgesellschaft Seftigen.

Verschiedene Reisen ins Ausland wurden unternommen. Unter anderem Innsbruck, Oberschopfheim im Schwarzwald, Gernsbach, Ludwigshafen am Bodensee, Kadelburg und Neuenbürg bei Pforzheim, wo die Musiker unserer Gesellschaft mit der höchsten Auszeichnung des deutschen Volksmusikbundes - der goldenen Nadel - ausgezeichnet wurden.

1959:

Neuinstrumentierung: Neue versilberte Instrumente wurden angeschafft.

1970:

Neuuniformierung: Eine neue Uniform wurde eingeweiht (Roter Kittel und schwarze Hose mit rot-weissem Streifen).

Kauf des Musikhauses in der Zelg. Das Baugesuch für den Einbau des Probelokals begeisterte nicht alle Quartierbewohner, so verzögerte sich die Verwirklichung um fünf Jahre. Wärend der einjährigen Umbauzeit legten die Mitglier selber Hand an.

1983:

Seit diesem Jahr werden in der MG Seftigen anlässlich der Frühlingskonzerte wieder Theater aufgeführt. Die Theaterleute rekrutieren sich ausschliesslich aus den eigenen Reihen. Jedes dritte Jahr wird der traditionelle Neujahrsanlass in der Aula durch die Musikgesellschaft Seftigen durchgeführt, im Turnus mit dem Jodlerchörli "Zytröseli" und dem Turnverein. Im betreffenden Jahr entfällt das Frühlingskonzert im März.

1994:

Da durfte unser bewährter Direktor Karl Liebi nach 23 Jahren seinen Dirigentenstock an Markus Berger übergeben. Markus konnten wir aus unseren Reihen rekrutieren und seither dirigiert er die Musikgesellschaft Seftigen. Seit seiner Direktion nahm die Musikgesellschaft wieder vermehrt an kantonalen Wettbewerben teil, unter anderem zweimal am Kant. Unterhaltungswettbewerb in Steffisburg. Seit Markus den Dirigentenstab schwingt, werden an den Marschmusik-Vorführungen regelmässig Evolutionen vorgetragen, zur grossen Freude eines begeisterten Publikums. Diese Evolutionen wurden auch schon als Rasenshow vorgetragen, unter anderem in Gaschurn, Vorarlberg in Österreich, bei der die Musikgesellschaft mit einer sehr guten Bewertung nach Hause reisen durfte.

1997:

Durfte die MG Seftigen ihr 100jähriges Jubiläum feiern.

Dank der günstigen Konstellation der Direktion und des Vorstandes darf die Musikgesellschaft wieder auf vermehrten Nachwuchs zählen, welcher auch von den älteren Mitgliedern kameradschaftlich aufgenommen wird.

Die Ausbildung der Jungbläser wird seit 2003 in enger Zusammenarbeit mit der Musikschule Gürbetal und der Jugendmusik oberes Gürbetal durchgeführt.

Kameradschaft ist bei uns nicht nur ein Schlagwort das in den Statuten verankert ist, sondern wird auch so gelebt, so dass wir unser Hobby, die Blasmusik mit Freude erleben.

2010:

vom 28. - 30. Mai 2010 steht der Musikgesellschaft die Ehre und grosse Arbeit zu, den Amtsmusiktag Seftigen durchzuführen.

2022:

Jubiläum 125 Jahre